Siebenbürger Pfarrer beschweren sich beim Bischof über harte Gangart gegenüber Zeiden

Zeiden bleibt weiter Streitpunkt in der evangelischen Kirche Siebenbürgens. Die Gerüchteküche brodelt, nix genaues weiß man nicht. Nur soviel: Auf der Internet-Seite der ADZ erschien am 13. 11. untenstehender Brief, in dem sich viele Siebenbürger Pfarrer beim Bischof direkt beschweren. Nach  Informationen aus dem Pfarramt soll der Pfarrer Zeiden bis Ende des Jahres verlassen, und in  den nächsten Wochen - einen Termin gibt es noch nicht -  sollen Wahlen zum Presbyterium stattfinden. 
Hier nun der Wortlaut des Textes: 

"Offener Brief 
einiger Pfarrer der Evangelischen Kirche A. B. in Rumänien an ihren Bischof 

Hochwürdiger Herr Bischof! 

Am Mittwoch, dem 11. Oktober 2007, anlässlich der gemeinsamen Pfarrerversammlung in Mediasch, kam auch die Angelegenheit zwischen der Kirchengemeinde Zeiden und dem Bezirkskonsistorium Kronstadt zur Sprache, im Zuge derer das Landeskonsistorium das gesamte Presbyterium von Zeiden abgesetzt und dem Beschluss des Bezirkskonsistoriums Kronstadt, gegen Pfarrer Klaus Martin Untch umgehend ein Disziplinarverfahren einzuleiten, stattgegeben hat. Ohne genaue Kenntnis des Sachverhalts zu haben, allein von den ausgesprochenen Urteilen und der dahinter stehenden Haltung der Oberbehörden, sind wir Pfarrer zutiefst erschüttert über die Härte des Vorgehens. 

Es ist für uns schwer nachvollziehbar, dass in unserer Kirche, die in allen anderen Fragen so sehr auf die Eigenständigkeit ihrer Gemeinden pocht, nun an dieser Stelle ein einmaliges, wenn auch auf zwei Aktionen verteiltes eigenmächtiges Vorgehen eines Presbyteriums auf Verwaltungsebene, -- nach seinem eigenen Ermessen durchaus zum Wohl der Gemeinde --, gleich mit den höchsten Strafen geahndet wird. Dabei handelt es sich nicht um ein unbekanntes oder unerfahrenes Presbyterium, sondern um in ihrem Dienst langjährig erprobte und erfahrene Glieder der Gemeinde Zeiden, deren Einsatz für das Gemeinwohl uns allen bekannt ist, auf die wir stolz sind, und die auch über die Landesgrenzen hinaus einen sehr guten Ruf haben. 

Desgleichen empfinden wir es als unangebracht, dass aufgrund einer einfachen Verwaltungsangelegenheit gegen den Pfarrer von Zeiden ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden soll, dessen Ausgang schon vorher feststeht, nämlich seine Versetzung aus dem Bezirk Kronstadt. Zumindest eines der Konsistorialmitglieder erkundigt sich schon jetzt, noch vor Beginn des Verfahrens, ganz offen nach einer freien Pfarrstelle, wohin Pfarrer Untch versetzt werden könnte. Da die Kläger ja zugleich auch die Richter sind, ist das nicht weiter verwunderlich, aber rechtens ist es nicht. 

Wir glauben, dass durch diese Art des Umgangs der Pfarrer untereinander und mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern alle aufrechten und konstruktiv denkenden Glieder unsrer Kirche abgeschreckt werden und dadurch in den Körperschaften der Platz freigemacht wird für Menschen ohne Rückgrat und ohne eigene Meinung, die nur auf Anordnung von oben handeln. Das aber ist genau das Gegenteil von dem, wozu wir unsre Gemeindeglieder heranbilden wollen und kann deshalb, hochwürdiger Herr Bischof, weder Ihre Absicht noch unsere Aufgabe sein. 

Da es sich in diesem Fall nicht um geistliche Verfehlungen oder Abweichungen von der christlichen Lehre handelt, sondern um Verwaltungsfragen der weltlichen Güter und gekränkte Eitelkeiten, die nicht an das Wesen der Kirche Christi rühren, ersuchen wir Sie hiermit um Jesu Christi willen, kraft Ihres Amtes als Oberhirte und Friedensstifter, die ausgesprochenen Urteile zurückzunehmen und die eingeleiteten Verfahren abzubrechen. Auf diese Weise könnte unsere hart geprüfte Gemeinschaft wieder zusammengeschweisst werden, ohne dass es zu unheilbaren Rissen kommt. 
Geschrieben am 14. Oktober 2007, dem 19. Sonntag nach Trinitatis 


Der offene Brief betreffend Zeiden wurde von den folgenden Pfarrern unterzeichnet:

1. Gerhard Wagner, Karlsburg 
2. Kurt Boltres, Bartholomae 
3. Alfred Dahinten, Mühlbach 
4. Martin Türk-König, Schäßburg 
5. Johann Dieter Krauss, Bistritz 
6. Johannes Halmen, Schäßburg 
7. Johann Zey, Bistritz 
8. Dr. Wolfgang Wünsch, Petersdorf 
9. Walther Sinn, Semlak 
10. Dietrich Galter, Neppendorf 
11. Eginald Schlattner, Rothberg 
12. Klaus Daniel,Wolkendorf 
13. Siegmar Schmidt, Reps 
14. Michael Reger, Kerz 
15. Reinhard Boltres, Agnetheln 
16. Egon Wonner, Reschitza 
17. Hans-Georg Junesch, Hermannstadt


Der Brief wurde Montag, den 12. November 2007, in der Kronstädter Redaktion der ADZ abgegeben."

Hans Königes