2. ZOG

Zum zweiten ortsgeschichtlichen Gesprächskreis trafen sich am 26. Juni etwa 25 Zeidnerinnen und Zeidner, um in lockerer Runde über verschiedene Themen zur Heimatkunde Zeidens zu diskutieren. Die Zusammenkunft wurde von Helmuth Mieskes im evangelischen Augustinus-Gemeindehaus in Schwäbisch-Gmünd organisiert. Balduin Herter hatte eine breite Themenpalette zur Diskussion vorgeschlagen. In das jeweilige Thema führten mehrere Kurzreferate ein, denen sich rege Gesprächsrunden anschlossen. Herter sagte in seiner Einführung, dass Geschichte nie abgeschlossen sei, es muss immer nach neuen Erkenntnissen geforscht werden. Diesen Gesprächskreis stellte er unter das Motto "Die Stadt kannst du wechseln, aber nicht den Brunnen", ein chinesisches Sprichwort, das besagen soll, dass wir Zeiden zwar verlassen haben, unsere Herkunft uns aber auch weiterhin beschäftigen wird.

In der Schriftenreihe der Zeidner Nachbarschaft, den "Zeidner Denkwürdigkeiten", soll demnächst ein Buch über die Zeidner Freiwillige Feuerwehr herausgegeben werden. Der Verfasser Peter Hedwig stellte den Inhalt des Feuerwehrbuches vor. Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1853 gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte 1955 die Neugründung. Durch die Aussiedlung der meisten Mitglieder wurde sie 1990 aufgelöst. Zu bemerken wäre, dass die Zeidner Feuerwehr 1972 landesbeste Feuerwehr war (siehe hierzu auch S. 26-28).

Über das holzverarbeitende Gewerbe und die Industrie bis etwa 1900 referierte Helmut Adams. Da etwa die Hälfte des Zeidner Hatterts aus Wäldern bestand, führte der Holzreichtum zu einem Aufschwung dieses Gewerbes. Im Mittelalter gehörten die Böttcher (Bedner) und Wagner zu den in Zeiden belegten fünf Zünften. 1838 wurde die erste Furniersägemühle gegründet. Nach Auflösung der Zünfte in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts folgte der Aufschwung der Holzindustrie. Zu nennen sind hier beispielsweise die Fabriken Hornung und Horvath. Zu diesem Aufschwung trugen der 1872 gegründete Vorschussverein, das 1903 eröffnete Elektrizitätswerk und der Eisenbahnanschluss von 1908 bei (siehe auch S. 25).

Aus dem Bereich Wirtschaft ist zu erwähnen, dass ebenfalls in der Schriftenreihe der Nachbarschaft die Veröffentlichung einer von Erhard Kraus verfassten Broschüre über die Zeidner Landwirtschaft geplant ist. Das Manuskript der Arbeit ist soweit fertig, es fehlen jedoch noch Bilder für die Broschüre.

Klaus Tartler legte einen Bericht zur Familienforschung vor. Er erfasst zur Zeit die von Joseph Fr. Wiener gesammelten Daten (etwa 5.000) und die Zeidner Taufmatrikeln. Die Eingabe der Taufmatrikeln gestaltet sich etwas schwierig, da Tartler die alte Schrift nicht lesen kann und auf die Hilfe seiner Großmutter angewiesen ist. Außer ihm beschäftigen sich noch Hugo Heitz, Gert-Werner Liess und Theo Thut mit der Zeidner Familienforschung.

Eine Liste von etwa 100 Zeidner Persönlichkeiten hat Balduin Herter zusammengestellt. Diese soll erweitert und vervollständigt werden. Über diese Personen soll im ZEIDNER GRUSS in Zukunft berichtet werden.

Über seine Nachforschungen zum Theaterleben in Zeiden berichtete Franz Buhn, dessen Sammlung jedoch noch vervollständigt werden muss. Zum Erhalt und zur Erforschung der Zeidner sächsischen Mundart hat Balduin Herter eine Sammlung von Wörtern auf Karteikarten initiiert, während Hans Wenzel bereits einige tausend Wörter gesammelt hat. Der Vorschlag von Helmut Adams, Zeidner Mundart auf Tonträger (Audiocassette, CD) zu sammeln, wurde vom Gesprächskreis begrüßt. Vorerst jedoch werden weiter Mundartwörter gesammelt und katalogisiert.

Im Rahmen der vom Siebenbürgisch- Sächsischen Kulturrat durchgeführten Dokumentation baulicher Kulturgüter in Siebenbürgen werden in Zeiden etwa 450 Häuser dokumentiert. Bisher wurden 370 Häuser erfasst, hinzu kommen 18 Luftaufnahmen von Zeiden. Die Auswertung soll im Rahmen der "Denkmaltopographie Siebenbürgen" veröffentlicht werden. Man hofft, dass nach dem für dieses Jahr geplanten Band über Hermannstadt ein Band Rosenau/Zeiden erscheinen kann.

Über Zeiden gibt es ein reiches Schrifttum, das uns zum Teil noch nicht bekannt ist. Daher soll ein Gesamtverzeichnis dieser Titel angelegt werden. Die nächsten Broschüren/Bücher der Zeidner Nachbarschaft werden, wie teils vorher bereits erwähnt, die Feuerwehr, Landwirtschaft, Wirtschaft, Theater und Eduard Morres zum Thema haben. Überlegt wird auch, eine Michael Königes-Schrift zu erarbeiten, ebenso eine kleine Broschüre über Zeiden, die aus einer erweiterten Form des HOGArtikels über Zeiden von Rainer Lehni bestehen soll. (Der Bericht ist am 20. Mai 1999 in der Siebenbürgischen Zeitung erschienen.)

Udo Buhn stellte die heutige Lage in Zeiden vor. Zwischen der Zeidner Nachbarschaft in Deutschland und der Kirchengemeinde in Zeiden gibt es eine gute Zusammenarbeit. Mit den künftigen Zielen der Nachbarschaft befasste sich Nachbarvater Volkmar Kraus. Diese werden auch weiterhin in der Dokumentation der Vergangenheit, der Hilfeleistung für die in Zeiden verbliebenen Sachsen sowie der Weiterentwicklung der Nachbarschaft hier in Deutschland bestehen.

Das Heimatblatt ZEIDNER GRUSS sichert mit seinen beiden Ausgaben pro Jahr die Verbindung zwischen den Nachbarschaftsmitgliedern. Dabei wurde der Vorschlag geäußert, wenn sich der Gesprächskreis etablieren sollte, die behandelten Themen in einer Sondernummer des ZEIDNER GRUSS zu veröffentlichen.

Von Balduin Herter kam noch die Anregung, Material über die Kirchengeschichte sowie über den Leichenwagen zu sammeln; ferner sollten Nazizeit und kommunistische Zeit in Zeiden beleuchtet werden. Dies muss jedoch ohne Schuldzuweisungen geschehen. Zum Schluss beschäftigte sich der Gesprächskreis mit der Möglichkeit zur Einrichtung eines Zentralen Ortsarchivs.

Rainer Lehni, Winterbach

Artikel erschienen im zeidner gruss Nr.87, Herbst 1999, S. 10-11