14. ZOG

Zeidner Ortsgeschichtlicher Gesprächskreis

Helmuth Mieskes

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Burzenländer zeigen reges Interesse am Vortrag von Prof.Dr.Dr.Dr. Harald Zimmermann

Den Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis (ZOG), eine Einrichtung der Zeidner Nachbarschaft, gibt es seit 1997. Er geht auf die Initiative von Altnachbarvater Balduin Herter zurück und befasst sich hauptsächlich mit Heimatkunde, Ortsgeschichte und Angelegenheiten, die die Zeidner Nachbarschaft betreffen.

Der 14. ZOG, der am 16. April 2011 im Hotel "Mercure" in Böblingen-Hulb stattfand, stand ganz im Zeichen des Vortrags von Prof. Dr. Dr. Dr. Harald Zimmermann (Tübingen), eines Wissenschaftlers und Historikers ersten Ranges, der am Nachmittag zum Thema "800 Jahre Deutscher Orden im Burzenland" referierte. Doch bevor Prof. Zimmermann die zahlreichen Zuhörer, unter den Gästen waren auch etliche Nichtzeidner, vorwiegend Burzenländer, mit seinem Vortrag in seinen Bann zog, beschäftigten sich über 30 Teilnehmer bereits am Vormittag, mit Zeiden betreffenden Themen.

Leider musste Altnachbarvater Balduin Herter, krankheitsbedingt die Teilnahme am Gesprächskreis kurzfristig absagen. Sein vorgesehener Vortrag zum Thema "Zeidner Annalen" sah einen interessanten Geschichtsabschnitt aus der Geschichte Zeidens vor. Diese besondere Chronik, die Herter quellengestützt, in jahrelanger und mühevoller Recherchearbeit, chronologisch zusammengeschrieben hat, umfasst die Geschichte Zeidens bis 1918 und wird bedeutende Persönlichkeiten, wichtige Geschichtsdaten und erwähnenswerte Ereignisse im Ort in einer sehr interessanten Darstellung beinhalten. Das Buch, dass dieses Jahr herausgegeben werden soll, wird als Heft 17 in der Schriftenreihe "Zeidner Denkwürdigkeiten"

Als ersten Referenten am Vormittag begrüßte ZOG-Leiter Helmuth Mieskes Nachbarvater Udo Buhn, der mit seinem Vortrag "Das Burzenland und seine Wappen" die soeben erschienene Sonderausgabe (2011) der HOG Regionalgruppe Burzenland vorstellte. Gleichzeitig wusste er, der diesen "Reifeprozess" bis hin zum Eintrag der Burzenländer Wappen in die Ostdeutsche Wappenrolle (OWR) mitbegleitet hat, über den nicht gerade einfachen Werdegang dieser gemeinschaftlichen Arbeit der Burzenländer zu berichten. Der kurze Exkurs in die Burzenländer Heraldik (Wappenkunde), der sich besonders mit dem Zustandekommen des dargestellten Zeidner Wappens und der dazugehörigen Wappenbeschreibung beschäftigte, wurde von den Zuhörern kritisch hinterfragt und machte deutlich, dass diese registrierten Wappen künftig festgeschrieben und für die Nachbarschaften und Heimatortsgemeinschaften verbindlich sind.

Mit dem zweiten Vortrag "Bilder aus Zeiden 1848/49" entführte Referent Helmut Adams die Zuhörer nach Zeiden in das Revolutionsjahr 1848 und eröffnete damit, mit seinen geschichtlichen und quellengestützten Darlegungen, einen Geschichtsabschnitt in der Geschichte Zeidens, der den Zuhörern wenig vertraut war. Dabei verwies er auf die Consistorialprotokolle 1800-1866 des freien Marktes Zeiden, die zum Teil Auskunft über die politischen Verhältnisse in Zeiden geben und die die Zustände beschreiben, unter denen die Auseinandersetzungen zwischen den revolutionären Truppen und den Kaiserlichen ausgetragen wurden. Die anschauliche Darstellung des Gefechts bei Zeiden am 19. März 1849, bei dem sich die Kaiserlichen und die Honvedarmee gegenüberstanden, machte deutlich, wie Zeiden plötzlich zwischen die gegnerischen Fronten geraten war und das Gefecht der beiden Kontrahenten über sich ergehen lassen musste.

Die anschließende, sehr interessiert geführte Gesprächsrunde wurde mit gezielten Fragestellungen genützt, um die geschichtlichen Zusammenhänge der damaligen Zeit besser zu verstehen. Als Fazit dieser kleinen, sehr eindrucksvollen Geschichtslektion kann herausgestellt werden - für die Zeidner ging es damals 1848/49 im politischen Spannungsfeld zweier machthungrigen Staaten lediglich ums nackte Überleben, um ihre Existenz. Dass mit dem Bürgerkrieg des Revolutionsjahres 1848/49 für die Zeidner eine Leidenszeit zu überstehen war, versteht sich von selbst.

Zwischen dem 8.-10. September 2011 findet in Zeiden das 3. Zeidner Treffen statt. Mit dem Beitrag "Über Sinn und Bedeutung von Zeidner Treffen in Zeiden" versuchte H. Mieskes die Zuhörer für die Teilnahme an diesem dritten Treffen zu mobilisieren und sie daran zu erinnern, dass solche Treffen auch in Zukunft eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Beziehung zwischen Zeidner Nachbarschaft und Kirchengemeinde Zeiden spielen werden. Dabei ließ er die beiden ersten Treffen (1997 und 2004), Revue passieren und unterzog beide Treffen, die seiner Meinung nach von beiden Seiten mit unterschiedlicher Erwartungshaltung erlebt wurden, einer kritischen Betrachtung. Mehrheitlich sprachen sich die ZOG-Teilnehmer weiterhin für Treffen in Zeiden aus. Dabei wurde nicht versäumt, dem Vorstand der Zeidner Nachbarschaft für die Mitorganisation dieser Treffen zu danken und den Verantwortlichen Mut zuzusprechen, die Verbindung zur Heimatgemeinde weiterhin im sicheren Blickfeld zu behalten und nicht abreißen zu lassen.

Den Abschluss der Gesprächsrunde am Vormittag bildete die Vorschau auf die weiteren Vorhaben des ZOG's. So soll anlässlich der 3. Zeidner Begegnung in Zeiden der 15. Gesprächskreis im September 2011 in Zeiden stattfinden. Dabei sollen vor allem die Menschen vor Ort über Schule, Kirche, Gemeinde und evtl. über das Deutsches Ortsforum berichten. Außerdem soll die Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde und Nachbarschaft offen hinterfragt und Vorschläge zur weiteren Verbesserung diskutiert werden.

Nach der Mittagspause begrüßte H. Mieskes Herrn Prof. Zimmermann, im Namen der Zeidner Nachbarschaft, ganz herzlich und dankte ihm für seine spontane Bereitschaft, einer durchweg laienhaften aber sehr interessierten Zuhörerschaft, mit seinem Beitrag die Besiedlung des Burzenlandes durch den Deutschen Orden vor 800 Jahren vor Augen zu führen und ihr das damals angeblich wüste und öde Burzenland (deserta et inhabitata) zum Zeitpunkt der Besiedlung (soweit das überhaupt möglich ist) etwas näher zu beschreiben (der Beitrag "800 Jahre Deutscher Orden im Burzenland" ist im Originaltext einsehbar).

Prof. Zimmermann hob in seinem Vortrag die immense Wichtigkeit der ausgewerteten Urkunden für die Geschichtsschreibung hervor und stellte die für das Burzenland wichtigsten Dokumente (u.a. die Berufungsurkunde von 1211, die Urkunde von Bischof W. Vilmos von 1218, die Königsurkunde von 1222, die päpstliche Bestätigungsurkunde von 1222, die Briefe vom Juni und Juli 1225) vor. Auf das Nichtvorhandensein von Chroniken und die Wertigkeit von Chroniken und "Überlieferungen" für den Historiker wies er ausdrücklich hin.

Den durch Urkunden belegten Ausführungen war unschwer zu entnehmen, dass die Rolle des Papstes während der Besiedlung (1211-1225) eine entscheidende war und sich das Burzenland, nach der Berufung des Deutschen Ordens, in einem interessanten, oft aber auch undurchsichtigen Spannungsfeld zwischen Papst einerseits und ungarischem König andererseits befand.

Das Thema Steinburgenbau, die Rolle der Ordensritter im Burzenland und die rumänische Geschichtsforschung wurden im Verlauf des Vortrags ebenso angesprochen, wie die vergeblichen Versuche, den Streit zwischen Kirche und König, vor der Vertreibung des Ordens, von Schiedsgerichten schlichten zu lassen.

Mit der Vertreibung des Ordens im Jahr 1225 und der kampflosen Räumung des Burzenlandes ging die siebenbürgische Episode des Deutschen Ordens nach nur 14 Jahren zu Ende.

Der sehr anschaulich referierte Vortrag von Prof. Zimmermann und die anschließende Gesprächsrunde machte deutlich, dass selbst nach 800 Jahren viele Fragen zur Ordensgeschichte im Burzenland offen sind und es der weiteren Geschichtsforschung und wissenschaftlichen Arbeit (evtl. durch richtungsweisende, archäologische Funde) vorbehalten bleibt, neue Erkenntnisse zur Besiedlung des Burzenlandes zu gewinnen, um so evtl. vorhandene Zweifel zu beseitigen.

Am späten Nachmittag bedankte sich Nachbarvater Udo Buhn bei Prof. Zimmermann für seinen eindrucksvollen Vortrag, dankte H. Mieskes für die reibungslose Organisation des Gesprächskreises und den aufmerksamen Zuhörern für ihr Interesse.

Helmuth Mieskes, Böbingen