CD3 : Grüße mir Zeiden

Ankündigung in zeidner gruß 92/2002: Ja, unsere CD ist da! Das ist Gemeinschaftsarbeit!

Es begann vor vielen Jahren. Gleich nachdem die erste CD der Blaskapelle fertig war, da sagte Pitz "Die Blaskapelle hat sich verewigt, jetzt kommt das Gitarrenkränzchen dran."

Das, fand ich, war ein zu verwegener Gedanke.

Als Hanne und Udo dann auch den Floh ins Ohr gesetzt bekamen, und der Vorstand der Nachbarschaft an dieser Idee Gefallen fand, standen wir vor der Aufgabe, an die ich nicht zu denken gewagt hatte.

Beim Musikantentreffen in Langenburg 1999 wurde eine Umfrage gestartet: "Wir sind nicht die Blasmusik" , "Frauen können von der Familie schwerer zum Proben wegfahren", aber auch "Warum nicht?" "Wir brauchen die Noten, und zwar so, wie wir immer gesungen haben", "Wir müssen Proben einschieben".

Ich sah einen fast unüberwindlichen Berg Arbeit auf mich zukommen, denn alle handschriftlichen Noten waren mir verloren gegangen. Ich hatte aber noch eine Kassette aus Zeiden. Tagelang hieß es nun Stimmen schreiben. Ich bin kein Musiker und es dauerte dementsprechend lange. Ein Lichtblick kam per Telefon: Reinhard Martini bot mir an, sämtliche Noten am PC zu schreiben und zu vervielfältigen. Wie gut, dass ich von ihm manchmal an Sachen erinnert wurde, die neben dem Tagesgeschehen bei mir in Vergessenheit geraten wären: "Effi, du hast mir die Noten geschickt, aber es ist nur die erste Strophe drauf" oder "Ich könnte das Lied jetzt schreiben, wenn du es mir verbessert zurückschickst".

Bis zum Treffen 2000 waren alle Noten da, und es konnte fleißig geprobt werden. Der innere Widerstand war einer jetzt mäßigen Begeisterung gewichen.

"Aller Anfang ist schwer", aber er war nun gemacht. "Ich kann die zweite Stimme zu Hause nur üben, wenn mein Mann die erste am Klavier spielt." Klar, es musste eine Übungskassette her. Mit Diethe nahm ich nun eine Kassette auf, mit der jeder auch zu Hause üben konnte. Die nächsten Proben fanden bei mir in Böblingen statt. Wir stellten fest, dass wir Fortschritte machten, wir waren besser aufeinander eingestimmt, wir fühlten wieder, was in den gemeinsamen Jahren dagewesen war, der Klang wurde geschlossener und schöner. "Ich habe für mich das Singen wiederentdeckt", sagte uns Netti, "und die Begeisterung zum gemeinsamen Tun wiedergefunden."

"Ich singe so gern sächsische Lieder, und den Zeidner Dialekt lerne ich mit meiner Schwiegermutter", sprach Hilde und tat's. Bei der nächsten Probe hatten wir eine willkommene Hilfe. Pfarrer Barthmes, der dem Gitarrenkränzchen das Lied "Der Berg" gleich, nachdem er es geschrieben hatte, schenkte, hatte sich für diesen Samstag Zeit genommen und war unserer Einladung gefolgt. Seine Meinung nach den gemeinsamen Probestunden machte uns Mut: "Eure natürliche Musikalität ist wie ein Acker, der gute Erde hat. Bleibt euch und der Art, wie das Gitarrenkränzchen immer gesungen hat, treu, dann habt ihr den richtigen Weg." So ging es gestärkt dem Endspurt zu.

Die Blasmusik, deren Vertreter Heiner und Helmuth unsere dritte Stimme ausmachten, hatten inzwischen die zweite CD in Tuttlingen mit Stefan Matt aufgenommen und waren begeistert, also versuchten wir, uns da anzuschließen. Der Aufnahmetermin wurde auf den 12. Mai 2001 gelegt. Noch das Probewochenende in Langenburg vom 5. bis 7. Mai und eine letzte Probe im Partyraum von Beate und Heiner Aescht am Vorabend des Aufnahmetages und dann kam der "Marathontag".

In zehn Stunden konzentrierter Arbeit wurden elf Lieder "unter Dach und Fach" gebracht. Das Größte war geschafft. Wir wussten, nochmal so eine Anstrengung wie in den letzten Monaten war ausgeschlossen. Bei all unseren Proben hatten wir einen "Wunsch-von-den-Augen-Ableser" dabei. Pitz war uns Lotse, Mundschenk, Koch, Heiler, Tröster und Mutmacher. Wir hatten unsere Notenverbesserer Heiner und Helmuth. Wir hatten unseren guten Reinhard, der uns inzwischen auch Noten- und Liederhefte für unsere nächsten Auftritte gemacht hatte, und trotz dieser wunderbaren Hilfe waren wir oft am Rande des Möglichen angelangt.

Die nächsten Aufnahmen im August waren schon festgelegt, gemeinsam mit Diethe, Heiner und Helmuth, und am Freitag, dem 28. September, die Duette mit Arnold. So reibungslos, wie wir es gedacht hatten, ging es aber nicht. Eine Woche vor Aufnahmetermin kam ein Anruf: Es gibt jede Menge Probleme in Zeiden, der Termin ist in Frage gestellt!

"Wenn wir es jetzt nicht schaffen dann nie", war meine Befürchtung, und siehe da ...

- Am Donnerstag Abend kommt Arnold in Stuttgart an, Tochter Heide möchte den Vater wenigstens für einen Abend bei sich haben.

- Pitz nimmt sich am Freitag Urlaub, holt Arnold am Morgen aus Baiersbronn ab, holt mich dann aus Böblingen aus dem Kindergarten und fährt uns nach Tuttlingen. 
- Pitz fährt, und auf dem Rücksitz proben wir die Duette immer und immer wieder. 
- Bis zum Abend ist es geschafft.

Stefan, der unsere Lieder aufgezeichnet hat, und uns mit viel Sachverstand auch manchen Tipp gab, hat zwar die sächsischen Texte nicht verstanden, aber unsere Lieder trotzdem. Wir haben ihn für uns zum Ehren-Zeidner ernannt, und Arnold hat ihn nach Zeiden eingeladen, damit er auch kennen lernt, worüber er schon so viel gehört hat.

Wie geht es nun weiter? Anhören, aus den vielen Aufzeichnungen aussuchen, was besser ist, schneiden, zusammenfügen, die Reihenfolge bestimmen und und und ... Ein Glücksfall war das Zeidner Treffen in Fürth und unser Zusammentreffen mit Laci Eigner. Nun hatten wir einen Zeidner Fachmann, der unserer Aufnahme den letzten Schliff geben konnte. Sogar in der Reha-Klinik lag ihm unsere CD am Herzen.

Wer aber nun meint, das sei alles, der täuscht sich, denn nun kamen die Sachen, an die man zuerst gar nicht denkt. Wie gestalten wir den Umschlag? Wer bringt alles in die rechte Form? Welcher Text gehört dazu? Zum Glück gibt es viele Zeidner Idealisten und Helfer.

Benno Schunn übernahm die Bildgestaltung, den Text hatte ich auch soweit und gemeinsam mit Heiner versuchten wir die halbe Nacht, das Ganze zu unserer Zufriedenheit zusammenzustellen. Heiner übernahm dann die restliche Arbeit, und nach manchen Glücksfällen und Missgeschicken war es dann schließlich soweit.

Im zeidner gruß vom Herbst '99 hieß es im Artikel "70 Jahre Gitarrenkränzchen" unter anderem: "Wir denken auch daran, eine Kassette aufzunehmen ... an der sich alle, die einmal mitgesungen haben, aber auch die, die gerne zugehört haben, erfreuen können." Jetzt, im Frühjahr 2002, können wir darauf antworten: Ja, unsere CD ist da!

Es bleiben natürlich Fragen: Wie kommt sie an? Inwieweit haben wir die Erwartungen erfüllen können? Wir hoffen doch, dass jeder, der die CD hört, ihr etwas Persönliches abgewinnen kann, eine Erinnerung, ein Gefühl, einen Gedanken.

Wenn ich mich an unsere Auftritte erinnere, muss ich sagen, sie waren wie unsere CD, lebendig und spontan. Das Gitarrenkränzchen ist ein Stück unseres Lebens, wenn auch jetzt in anderer Form. Diese Arbeit hat uns geholfen, eine Brücke zur Vergangenheit zu schlagen, sie hat, über Raum und Zeit hinweg, Freude gebracht.

Es ist eine Aufnahme geworden, die nicht nur gehört und bewertet werden will, sondern bei der auch das Herz mitschwingen soll. Zum Mitsingen ist ein kleines Beiheft in Arbeit, welches ab Sommer auch bestellt werden kann. Als Geschenk eignet sie sich bestens zu jeder Gelegenheit.

"Es war schwer, aber immer nur bis zum Auto, und wenn wir dann beisammen waren, lief alles wie von selbst", sagte Krista, und dem stimmen wir alle bei.

Stellvertretend für ALLE, die einmal mitgesungen und mitgespielt haben, singen Veronika Adams, Beate und Heiner Aescht, Sybille Burger, Hildegard Dootz, Effi Kaufmes, Anette Königes, Helmuth Kraus, Diethild Maier, Christa Nierescher, Krista Ziegler und Arnold Aescht. Gitarre spielen Effi, Diethe und Sybille, Querflöte spielt Helmuth.

Effi Kaufmes, Böblingen