Die dritte Begegnung

Samstag – viel Lob für den Pfarrer

Schön gekleidet – wie sich das gehört – strömen die Menschen bei herrlichstem Wetter aus allen Richtungen in die Kirche zum Festgottesdienst. Pfarrer Andreas Hartig freut sich denn auch über eine so volle Kirche. Er hat in seiner Predigt ein zeitgemäßes, immer aktuelles Thema ausgewählt: Es geht darum, Veränderungen zu meistern, Krisen als Chancen zu begreifen. Und er belässt es nicht bei theoretischen Überlegungen. Irgendwann ruft er aus: „Nach den großen Umbrüchen 1989 hat man der evangelischen Kirche in Rumänien keine großen Überlebenschancen gegeben, und jetzt 21 Jahre später sind wir immer noch da.“ Man müsse in Krisenzeiten zusammenstehen, „in die gleiche Richtung“ ziehen. Und auch wenn die Freiheit ihren Tribut gefordert hat und viele Siebenbürger nach der Wende ausgewandert sind, rief er alle auf, an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.

Auch am Nachmittag im ortsgeschichtlichen Gesprächskreis war ihm sein Optimismus anzumerken, als er eine Bilanz seiner ersten beiden Jahre in Zeiden zog. Ja, er hätte die Möglichkeit gehabt, als junger, gut ausgebildeter Mensch nach Deutschland zu wechseln. Aber er habe sich entschieden, seine Aufgaben hier in Siebenbürgen, in Zeiden, wahrzunehmen. Und obwohl er erst 29 Jahre alt ist, hat er das Gefühl, schon einiges bewegt zu haben und noch einiges bewegen zu können. Wichtiges Anliegen ist ihm, die Kirche für die Jugend attraktiv zu gestalten, dass diese „aus Überzeugung und nicht aus Pflicht kommt“. Sie hätten ihn ganz stark bei der Organisation dieser Begegnung unterstützt, was sie auch beim Konzept der „offenen Kirchenburg“ tun. Das heißt, in den Ferienmonaten erklären sie Besuchern die Geschichte der Kirchenburg und betätigen sich als ehrenamtliche Kirchenburgführer. Zudem finden einige zusätzliche Aktivitäten statt - wie etwa die diesjährige Sommerreise nach Brandenburg und Bayern, die das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Zu seinen „Marketing“-Maßnahmen gehört auch, den Religionsunterricht möglichst attraktiv zu gestalten. „Meine Grundschüler von heute sind die Konfirmanden von morgen“, stellt er ganz pragmatisch fest. Als weitere wichtige Aufgaben sieht der Pfarrer, die Diakonie zu stärken, etwa „Essen auf Rädern“ weiter am Leben zu erhalten, da die Zahl der Hilfsbedürftigen eher zu- als abnehmen werde.

Feier im Friedhof – Momente der Besinnung

Nach dem Gottesdienst am Vormittag und dem Abendmahl ging es gemeinsam in den Friedhof. Kurator Peter Foof erinnerte in seiner kurzen Ansprache daran, dass an diesem Ort schon sehr viele Tränen geflossen seien und dass es Pflicht und Bedürfnis sei, der Toten zu gedenken. Und Rainer Lehni, als stellvertretender Nachbarvater, betonte in seiner Rede, dass man auch der Zeidner Toten gedenke, die nicht nur hier begraben seien. Spätestens die Klänge der Zeidner und Burzenländer Blasmusik sorgten dafür, dass doch einige Tränen verdrückt wurden.

Der ZOG in der deutschen Schule

Im sehr gut besuchten ortsgeschichtlichen Gesprächskreis am Nachmittag in der alten „Neuen Schule“ – rund 50 Teilnehmer waren anwesend - standen in erster Linie Themen im Mittelpunkt, die die in Zeiden Gebliebenen vortrugen. Nach der schon oben erwähnten Bilanz des Pfarrers Andreas Hartig referierten die beiden Lehrerinnen Karmina Vladila und Anne Untch über die Situation der deutschen Schule in Zeiden. Mit der Entwicklung in der Grundschule sei man einigermaßen zufrieden, schwieriger sei es in der Mittelstufe. Hier fehle es an Lehrern, aber auch die Ausstattung etwa in den Physik- oder Chemielabors lasse stark zu wünschen über. Es wurde die Frage gestellt, ob man pensionierte Lehrer aus Deutschland dafür begeistern könne, ein Jahr in Zeiden zu unterrichten. In einem weiteren Vortrag referierte Organist Klaus Untch über den Stand der Reparaturarbeiten an der Orgel und bedankte sich für die großzügige Spende der Nachbarschaft. Er hoffe, dass durch weitere Aktionen – zum Beispiel die Orgelpatenschaften - zusätzliche Spenden eingingen, um damit den Orgelbau komplett finanzieren zu können. Im Augenblick beträgt die Finanzierungslücke rund 3000 Euro.

Im Abschlusswort bedankten sich die Nachbarschaftsvertreter Helmuth Mieskes und Udo Buhn für die gelungene Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde in den letzten beiden Jahren, seit Pfarrer Hartig in Zeiden tätig ist, und sicherten der Kirchengemeinde weitere Unterstützung zu.

Mit einem Konzert des Hermannstädter Bläserensembles Tromba Felix und einem gemeinsamen Abendessen geht das Treffen Samstagabend zu Ende.

Der persönliche Kommentar: Zeiden hat mit Pfarrer Hartig einen Glückgriff getan.

Hans Königes

PS 1: Weitere Kommentare zum Treffen wird es hoffentlich bald geben. 
PS 2: Unter http://codlea-info.ro/evenimente/socio-cultural/ gibt es weitere Infos mit Filmaufnahmen zum Treffen

Eine Bildergalerie von der 3. Begegnung finden Sie hier