23. Fasching in Schechingen: Schanni gibt alles

Der Mexikaner betrat den Saal – Riesenschnautzer, Riesen-Sombrero, bunter Poncho – in der Hand die Gitarre, am Gürtel hing die Trompete. Er schmetterte ein paar südamerikanische Rhythmen, spielte abwechselnd mit der Gitarre und der Trompete. Spätestens jetzt wusste jeder im Raum: Es ist Fasching, und jeder hat bitteschön gute Laune mitzubringen.

Dazu forderte auch Organisator Hermann Kassnel seine Gäste auf, als er sie zum 23. Fasching der Zeidner und Weidenbächer Nachbarn im schwäbischen Schechingen in der Gaststätte „Zum Löwen“ begrüßte. „Allen Kummer sollen wir verjagen – in den heutigen Faschingstagen“ – rief er als Motto des diesjährigen Festes aus. Zum 13. Mal nun luden Hermann, unterstützt durch seine Gattin Marianne, mit dem Zeidner/Weidenbächer Lehrersohn und Hobbymusiker Edgar Preidt als Mitorganisator die Burzenländer zu einer familiären Tanzveranstaltung in der Faschingszeit ein. Davor tat dies zehn Jahre lang Edgars Vater Hans Preidt.
Gleich zu Beginn bat Hermann die Maskierten zum Aufmarsch – so wie man das auch früher auf den Faschingsbällen in Zeiden tat. Bis auf die wenigen, die nicht verkleidet waren, traten alle der rund 75 Gäste an und defilierten stolz durch den Saal.

Hermann fungierte auch als Juror, als er später seine Siegerliste der besten Kostüme bekanntgab. Es siegte der temperamentvolle Mexikaner (Otti Neudörfer) mit Pippi Langstrumpf (Gattin Franziska), Platz zwei belegte der Teufel (Maria Bertlef), vor dem Clown (Hans Königes) und Zoro (Liane Patru) mit seiner Zigeuner-Freundin (Hannelore Mieskes).

Spätestens als dann die Narren und Närrinnen das Abendessen hinter sich gebracht hatten, durften die Musiker so richtig loslegen. Und sie enttäuschten nicht. Nein, mehr noch: Sie gaben alles. Edgar schart jedes Jahr großartige Musiker um sich, die als Stimmungsgaranten gelten. Vor allem der Ungare Schanni, der zum musikalischen Stammpersonal zählt, riss alle mit, wenn er mit seinen Klarinetten-Soli die Bude rockte. Er ist ein Multitalent, denn er spielte auch Gitarre, Saxophon und sang wunderbar. Seine ganze Körpersprache schien zu sagen: Es gibt nichts Schöneres, als für euch zu spielen. Edgar ließ sich anstecken und antwortete mit virtuosen Trompetensoli, so dass auf der Tanzfläche jeder Quadratzentimeter besetzt wurde. Die Kapelle präsentierte ein sehr abwechslungsreiches Repertoire, in der selbst Walzer-, Cha Cha Cha-, Tango- oder Polka-Stücke nicht fehlten. Wie es sich für einen Ungarn gehörte, durfte in Schannis Repertoire der Csardas nicht fehlen. Und siehe da: Einige aus der älteren Generation wussten, wie die Schritte zu diesem feurigen Tanz gingen. 

In einer der Musikpausen kündigte Hermann eine Premiere an: Zum ersten Mal trat das Zeidner Trio mit Effi Kaufmes, Diete Meier und Netti Königes an. Sie können nicht nur über den Berg, das Burzenland und Siebenbürgen singen. Freitag und Samstag, und auch ein Wochenende davor hatten sie ihren Auftritt intensiv vorbereitet, um so stimmungsvolle Lieder wie die „Capri-Fischer“ und „Rum and Coca-Cola“, aber auch „Misch och Tren“ zu singen. Netti setzte noch eines drauf und trug das Chanson von der „billigen Annette“ vor.

Hermann kann sich aber auch auf altbewährte Vortragende verlassen: Zum Beispiel auf seinen Bruder Hans, der diesmal einen Patienten mit ganz vielen Krankheiten mimte, oder Franz Buhn, der ein Gedicht zu aktuellen Geschehnissen vortrug, und die Lacher auf seiner Seite hatte, als er – aus aktuellem Anlass – betonte, dass seine Zeilen kein Plagiat seien. Schließlich ließ es sich die Tanzgruppe der Kreisgruppe Schwäbisch-Gmünd nicht nehmen, unter der Leitung von Albert Terschanski einen Tanz vorzuführen, der auf humorvolle Weise den Machtkampf zwischen Männlein und Weiblein aufzeigen sollte.

Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Netti Königes die Grüße des Nachbarvaters und des Vorstandes überbrachte und auf die wichtigen Termine in diesem Jahr hinwies (Dinkelsbühl, München, Allgäu, Zeiden, Kronstadt – siehe auch Termine auf der Homepage).
Hermann und Edgar ist zu wünschen, dass ihnen die Burzenländer Nachbarn weiterhin die Treue halten, dass der Termin fest im Kalender der Zeidner aufgeschrieben wird, denn eine bessere Faschingsfeier – also die Mischung aus familiärer Atmosphäre, abwechslungsreicher Musik und guter Stimmung ist sowieso nicht zu finden.

Hans Königes

Weitere Faschingsbilder findet man hier.