29.03.2015

ZOG - erstmals in Dinkelsbühl

Thema: Wie war das damals 1989/1990 in Zeiden?


Die ZOG-Verantwortlichen Helmuth Mieskes und Udo Buhn rufen alle Zeidner auf, die eigene Ausreise aufzuschreiben. In ihrem nächsten Projekt wollen sie diesen wichtigen Teil unserer Geschichte dokumentieren. Zunächst aber soll in Dinkelsbühl an die Zeit 1989/1990 erinnert werden.

Im Rahmen des nächsten Zeidner Nachbarschaftstreffens, das ja bekanntlich dieses Jahr in Dinkelsbühl stattfindet, laden wird am  Freitag, den 5. Juni 2015 ganz herzlich zum 19. Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis (ZOG) ein. (bitte beachtet hierzu die Programmhinweise des 22. Nachbarschaftstreffens).

Dabei wollen wir bei diesem 19. Gesprächskreis das Rad der Geschichte 25 Jahre zurückdrehen und uns mit den Geschehnissen in Zeiden Ende des Jahres 1989 und den bewegenden, ersten Monaten des Folgejahres 1990 beschäftigen und die damaligen, etwas wundersamen Dinge, in einfacher Weise, mit Zeitzeugen – allesamt Mitglieder unserer Nachbarschaft -  näher beleuchten. Fest steht, dass diese rumänische „Revolution“ von damals, die den Umsturz des kommunistischen Regimes in Rumänien zur Folge hatte und über die viel Widersprüchliches – besonders in der kurzen Zeit danach -  geschrieben und veröffentlich  wurde, nicht nur Rumänien als Land, sondern auch unsere Heimatstadt Zeiden quer durch alle gesellschaftlichen Bereiche und natürlich Privatsphären,  in so einem gravierenden Maße verändert hat, wie sich das wohl kaum jemand im Sommer/Herbst 1989 hätte vorstellen können.

Die für uns alle fast unfassbaren Ereignisse und politischen Veränderungen von damals, die unsere Heimatgemeinde innerhalb von nur wenigen Monaten total verändert hatten, führten bekanntlich zur großen Auswanderungswelle des Jahres 1990. Zeiden erlebte damals einen Aufbruch, den es bislang – aus den uns bekannten Gründen - in der Form noch nie gegeben hatte. Beschleunigt wurde dieser damalige Exodus durch die Äußerungen einiger bundesdeutscher Politiker, fortan die Aussiedler u.a. aus dem Banat und aus Siebenbürgen nicht mehr  unter den bisherigen Bedingungen aufnehmen zu wollen. Und weil diese Äußerungen auch in Zeiden sehr schnell durchsickerten und verständlicherweise für Panik und Unruhe sorgten, schenkten viele Zeidner dem Spruch der damaligen  Regierungsverantwortlichen „das Tor bleibe auch in Zukunft offen“  kaum Vertrauen. Und so kam es unverhofft, so wie es kommen musste. Der überwiegende Teil der sächsischen Einwohnerschaft, der seit Jahren oder jetzt kurz entschlossen ausreisewillig war, nahm die Möglichkeit wahr, Zeiden innerhalb von sehr kurzen Zeit  in Richtung Bundesrepublik Deutschland zu verlassen.

Um die damaligen Geschehnisse in Zeiden  - die auch wir in Deutschland mit einem Höchstmaß an Aufmerksamkeit und Spannung verfolgt hatten -  besser einordnen  und auch geschichtlich festhalten zu können, wollen wir Zeidner/innen beim Gesprächsreis zu Wort kommen lassen, die das gesamte gesellschaftliche Spektrum von damals abdecken. Dabei wäre es uns wichtig, wenn besonders Lehrer, Angestellte in Leitungsfunktionen in Zeidner Industriebetrieben, Vertreter der Kirchengemeinde (Presbyter oder/und damalige Kurator Michael Zeides), Mitglieder des Männerchores, der Freiwilligen Feuerwehr und der Zeidner Blasmusik, aber auch Schüler, Fabrikarbeiter und Angestellte  ihre Eindrücke und Erlebnisse der damaligen Zeit (16. Dezember – 31. März  1990) anschaulich schildern könnten. Darüber hinaus sollen Zeidner/-innen zu Wort kommen, die gleich nach dem revolutionären Staatsstreich vom 22.12.1989 und der Verurteilung von Diktator Nicolaie Ceausescu die Gunst der Stunde genützt  und das Land innerhalb von nur wenigen Tagen verlassen haben. Rückblickend betrachtet sind es sicher Erinnerungen an bewegende Momente für diejenigen, die es kaum erwarten konnten, die längst ersehnte Freiheit zur Ausreise nützen zu können. 

Abschließen wollen wir den Gesprächskreis mit Erinnerungen an die größte Hilfspaketaktion der Zeidner Nachbarschaft nach Zeiden. Udo Buhn wird diese einmalige Gemeinschaftsleistung und bis dahin noch nie dagewesene Solidaritätsbekundung mit den Gemeindegliedern in Zeiden in Wort und Bild Revue passieren lassen, um an die damalige Hilfsbereitschaft der hier in Deutschland lebenden Zeidner und das Engagement der damals Helfenden zu erinnern.

Natürlich werden wir diesem Gesprächskreis nur dann „gewinnbringend“ gestalten können, wenn wir genügend Personen finden, die uns ihre damaligen Eindrücke und auch Erlebnisse schildern. Deshalb meine Bitte an alle, die ihren Beitrag leisten können und auch wollen, sich bei mir oder Udo Buhn  zu melden, um die Beiträge zeitlich eingrenzen zu können. Für diesen Gesprächskreis benötigen wir keine ins kleinste Detail gehende Referate, keinen Geschichtsmonolog, sondern einfache Erlebnisschilderungen, die es uns anschließend ermöglichen, über diese Zeit – und evtl. über die Folgen -  ins Gespräch zu kommen.

Das  Projekt „Die Aussiedlung aus Zeiden“ ist längst nicht abgeschlossen.

Wir sind sicher, dass die Chronik unserer Heimatstadt Zeiden in einigen Jahren, vielleicht auch Jahrzehnten weiter geschrieben wird, um die Jahrzehnte nach der Revolution festzuhalten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass besonders vorhandenes Archivmaterial dafür entscheidend ist, ob eine Chronik ihrem Anspruch gerecht wird,  oder ob der Verfasser Not gedrungen vorhandene Geschichtslücken wie im Fall unserer Heimatchronik (s. Volksgruppen- Kriegszeit und Nachkriegsjahre) in Kauf nehmen muss. Bei dem was uns bisher in diesem Zusammenhang gestört hat, was wir jetzt aber  wissen und beabsichtigen, sollte uns das eigentlich nicht mehr passieren.

Das von uns ins Leben gerufene ZOG-Projekt „Die Aussiedlung aus Zeiden“ ist längst nicht abgeschlossen. Ganz im Gegenteil. Wir würden es begrüßen, wenn möglichst viele Zeidner weiterhin Ihre „Story“, ihre eigene Ausreisegeschichte schriftlich festhalten und uns zur Archivierung zur  Verfügung stellen würden. Da die Erinnerung an diese eigene Ausreise bei vielen von uns noch sehr präsent ist, wäre es sicher gut und ratsam, dieses vorhandene Wissen jetzt zu nützen, um wahrheitsgetreu und genau (ohne Zweifel und Gedächtnislücken) die Dinge niederzuschreiben, die für ein allgemeingültiges Geschichtsbild von Zeiden wichtig und erforderlich sind.

Deshalb ermuntern wir gemeinsam mit Udo alle, die einen Beitrag leisten wollen, zum Mitmachen und bitten eindringlich um aktive Unterstützung. Jeder noch so kleine Beitrag ist wichtig und trägt dazu bei, dass wir – was die Ansprüche unserer Nachbarschaft anbelangt – der einfachen Geschichtsschreibung für Zeiden in hohem Maße gerecht werden.

Hierzu verweisen wir auf unseren „Fragekatalog“ zu diesem Projekt, der online eingesehen oder bei mir direkt per E-Mail oder schriftlich angefordert werden kann. Der vorliegende Fragekatalog dient zur kleinen Orientierung und hilft durchaus, seine eigene Geschichte strukturiert aufzuschreiben.

Helmuth Mieskes, Böbingen