Zum Abschied von Peter Buhn

Am 19. September 2010 ist Peter Buhn, einer der bekanntesten Burzenländer sächsischen Amateurmaler der letzten Jahrzehnte, kurz vor seinem 61. Geburtstag gestorben.

Viele von uns erinnern sich sicher noch an den ernsten nachdenklichen jungen Mann, der nach seiner Arbeit als Automechaniker in der Zeidner Werkstatt des Betriebes IFET-Kronstadt zu malen beginnt. Nach Begegnungen mit dem bildenden Künstler Aurel Bordenache, vom dem er die ersten professionellen Anleitungen bekommt, und Eduard Morres, der ihn in die Technik der Landschafts- und Porträtmalerei einführt, erwirbt sich Peter Buhn innerhalb von drei Jahren  an der Volkshochschule Kronstadt gründliche Malkenntnisse. Atelierbesuche bei Waldemar Mattis Teutsch, Friedrich Bömches, Harald Meschendörfer und Helfried Weiß zeugen, wie sehr ihm an einem profunden Erfassen der Möglichkeiten gelegen ist, seine Eindrücke und Gedanken mit Stift, Kohle, Kreide, Tusche, mit Pastell-, Aquarell-  und Ölfarben wiederzugeben. Auch Linol- und Scherenschnitte probiert er aus. Er sucht seine ganz eigene Ausdrucksform, indem er beginnend mit einer fotografisch-realistischen Darstellungsweise alles bis zur reinen Farbkombination durchtestet. Das Ergebnis ist ein unverkennbar persönlicher Stil, der ein breites Publikum anspricht.

Vor allem seine Landschafts- und Blumenbilder (immer wieder Rosen), gemalt mit Öl- oder Aquarellfarben, finden zahlreiche Liebhaber. (Bürgermeisterin Margarethe Krauss bestellt sogar einmal ein Werk, um es zu einem besonderen Anlass Nicolae Ceausescu zu schenken, zusammen mit einer auch von Peter Buhn gestalteten Glückwunschkarte). Die stark gefühlsaufgeladenen Momentaufnahmen in kräftigen, meist warmen Farbtönen, sind nicht nur visueller Genuss, sie scheinen alle hinter dem vordergründigen Realismus ein tieferes Geheimnis zu verbergen.

Von 1975 bis 1985 ist Peter Buhn Mitglied des Verbandes Bildender Amateurkünstler Kronstadt und beteiligt sich an zahlreichen Ausstellungen zum Beispiel an denen der Volks-Kunsthochschule Kronstadt oder an den Gemeinschaftsausstellungen im Rahmen der Kulturdekaden „Cidonia“, um nur einige zu nennen. Seine Bilder werden in der Zeitschrift „volk und kultur“ und in der regionalen Wochenzeitung „Karpatenrundschau“ veröffentlicht. Er erhält etliche erste und zweite Preise bei verschiedenen Wettbewerben auf Kreis- und Landesebene.

1985 reist Peter Buhn mit seiner Familie in die Bundesrepublik aus. Er findet in Neutraubling bei Regensburg nicht nur Arbeit in seinem alten Beruf, sondern auch ein neues Zuhause, dass ihm ermöglicht, seiner Leidenschaft zu malen, weiter nachzugehen. Er schließt sich der Vereinigung der Hobbykünstler „Kreatives Neutraubling“ an, stellt wieder aus (unter anderem beim Zeidner Treffen in Ingolstadt) und erfreut viele mit seinen Aquarellen in den Heimatkalendern. 1994 stellt er für den Kalender der Nachbarschaft Zeiden Ansichten der Kirchenburg unseres Heimatortes zur Verfügung. In sieben weiteren Jahren schafft er Bilderreihen zu verschiedenen Themen wie Pfarrhäuser, Altäre, Ratshäuser, Kirchenburgen, Kanzeln, Ortsansichten oder Schulhäuser für die Heimatkalender der Burzenländer Gemeinden. Die zahlreichen dankbaren Rückmeldungen bestätigen Peter Buhn, dass es ihm immer wieder gelingt, Motive so einzufangen, dass sie ihre Kenner erfreuen und Nichtkennern das Burzenland näher bringen.

Seit 2004 muss Peter Buhn sich mit einem harten Schicksalsschlag auseinandersetzen, der sein Betätigungsfeld beträchtlich einschränkt. Seine Frau Gerda und seine beiden Töchter Ellen und Ines mit ihren Familien sind ihm in dieser schweren Zeit eine große Stütze.

In meinem Speisezimmer hängt ein Aquarell, das Peter Buhn vor fünfzehn Jahren gemalt hat. Auf den ersten Blick glaubt man, im Zentrum den Kirch- und den Weberturm von Zeiden in kräftigen, aber verlaufenden Farben zu sehen. Versucht man jedoch Einzelheiten zu erfassen, merkt man, dass sie im Dunst verschwunden sind, ja, dass es nur einzelne Elemente sind, die der Wirklichkeit entsprechen, so wie auch die Häuser- und Baumsilhouetten drum herum zwar an die vertrauten erinnern, aber doch ganz andere sind. Doch sie beschwören tief eingeprägten Bilder von Zeiden herauf und vermitteln alles an Geborgenheit und Glück, das mit ihnen zusammenhängt. Gegen den unregelmäßig unbemalten Rand hin verliert sich die Landschaft. Sie scheint dadurch aus einem leeren, undefinierbaren  Raum aufzutauchen.

Ich wünschte, dass viele Peter Buhn als Menschen und als Künstler so in Erinnerung behalten, wie er es in diesem Bild mit Zeiden konnte; dass er durch seine Malerei lebendig bleibt, weiter zu uns spricht und uns immer wieder erfüllende Momente schenkt.

Rita Siegmund
Ulm