In Zeidens Gewächshäusern wächst nur noch Unkraut

Anstelle von Tomaten, Gurken, Auberginen und Blumen wächst auf dem Gelände der ehemaligen Glashäuser nur noch Unkraut. Die Zeidner haben eine Goldgrube verloren. Wegen der hohen Schulden, die das Unternehmen zuletzt hatte, sind der Stadt über 1.000 Arbeitsplätze verloren gegangen.

Viele Zeidner erinnern sich noch, wie gut sie lebten, als die Gewächshäuser noch in Betrieb waren. „Die Gewächshäuser waren ein Schatz. Erstens sicherten sie viele Arbeitsplätze, und zweitens konnten wir, als Nachbarn, frische und preiswerte Erzeugnisse kaufen“ sagt Maria Ciuli, 66-jährige Rentnerin. Weil sie eine Minirente bezieht, hat Tanti Maria einen Ausweg suchen müssen, und hat ihn gefunden. Auf ihrem Balkon hat sie Tomaten, Paprika, Petersilie, Liebstöckel und Basilikum angebaut. „Du weißt nie, wie du zu Petersilie kommst, wenn kein Geld da ist. Unsere Obrigkeit kümmert sich nicht um unsere Probleme“ sagt verbittert Maria.

Maria Ciuli ist als Nachbarin mit allen Ereignissen vertraut. „Da kamen Leute mit Schlagstangen und zerschlugen die Glasscheiben, während ich am Balkon stand und weinte. Es zerriss mir das Herz. Die Investorin Maria Schulz inszenierte beim Kauf der Glashäuser einen Riesenzirkus. Sie holte den Sänger Benone Sinulescu und lud uns ein, Hora zu tanzen. Wir glaubten an ein gutes Ende. Doch dann fing sie an, alles Brauchbare zu verkaufen. Ein Arbeitertrupp aus der Oltenia begann Eisenteile zu verladen und diese zur Alteisen – Sammelstelle zu fahren“ erinnert sich Maria Ciuli.

Wen man auch immer in Zeiden fragt, alle beteuern den guten, spezifischen Geschmack der Tomaten aus den Gewächshäusern. „Alle Erzeugnisse auf dem Markt sind belastet, wir essen nichts Sauberes mehr. Wir sind Landbewohner, kennen den Geschmack von Tomaten, Gurken und anderen Gemüsearten. Einige unserer Bewohner besitzen noch Aufkleber von den Glashäusern und verkaufen ihre Erzeugnisse mit diesen Hinweisen auf ihren Verpackungen, weil sie dafür mehr Geld bekommen, aber es sind nicht mehr die guten, alten Erzeugnisse“ sagt die Rentnerin Constanþa Jianu, 62.

„Sere Codlea“ wurde im Jahre 2000 privatisiert, Frau Maria Schulz kaufte sie von der „Agentia Domeniilor Statului“, nachdem sie auch „Agro Dolj“ erworben hatte. Geplant war, hier ökologische Erzeugnisse für den Export anzubauen. Die Anbaufläche wurde aber von Jahr zu Jahr kleiner, so dass aus einer Jahresproduktion von 200.000 Tonnen Gemüse im Jahr 1991 heute nichts mehr hergestellt wird. Weil das Unternehmen inzwischen einen Schuldenberg von etwa 13 Millionen Lei drückte, musste Schulz Insolvenz anmelden.
Die Agrardirektion will nun versuchen, von Frau Schulz Geld zurück zu verlangen.

Die Gewächshäuser von Zeiden wurden Mitte des 19. Jahrhunderts von den Sachsen erbaut, nach dem Vorbild und der Erfahrung der Holländer, die als erste Gärtner des Königshauses Hohenzollern galten. Die Gewächshäuser waren bis zur halben Höhe in die Erde gesetzt, um die tiefen Temperaturen der Winter zu überstehen.

Teodora Nicolae (aus Adevãrul vom 27. Mai 2010)
(Übersetzung Ortwin Götz)

Artikel erschien auch in der „Neuen Kronstädter Zeitung“.

Die Zeidner Nachbarschaft bedankt sich beim Übersetzer Ortwin Götz.