Heimattag 2010 - Pfingsten 2010 in Dinkelsbühl

Welch ein Bild! Das war wohl der längste Trachtenzug seiner Art - und das bei strahlendem Sonnenschein! 91 Gruppen, über 2000 Trachtler! Wahrlich ein Fest fürs Auge und für die Seele! Bei den Zeidnern machten 15 mit. Die Nachbarschaft dankt es euch; und wie jedes Jahr gab es eine kleine Anerkennung in Form eines Essensgutscheines im Wert von zehn Euro, der in "unserem" Dinkelsbühler Hof eingelöst werden konnte. Einige Zeidner marschierten mit anderen Gruppen mit. Auch ihnen gilt unser Dank. Und ein ganz besonderes Lob gilt Günter Bergel: Seitdem er in Deutschland ist, nämlich seit 1977, beteiligte er sich in jedem Jahr am Trachtenumzug. Das soll ihm erst einer nachmachen! Hoffentlich auch 2011, wenn die Burzenländer Mitgestalter dieses unseres größten Festes sein werden. Seien wir also zuversichtlich, dass dann möglichst viele Zeidner den Weg nach Dinkelsbühl finden. Heiner hat schon für unsere Blasmusik zugesagt!

Warum ich zum Heimattag fahre? Ich freue mich darauf, viele Menschen zu treffen, zu erkennen, und auch selbst erkannt zu werden; vielleicht auf ein Aufleuchten in ihren Augen, auf eine spontane Umarmung, auf ein paar Worte in unserer vertrauten Mundart, auf ein kleines Gespräch... und noch mehr auf ein freundschaftliches, intensives...

Ich besuche Ausstellungen, Vorträge, verschiedene Veranstaltungen und versuche dabei mit mehreren Landsleuten ins Gespräch zu kommen, Meinungen auszutauschen. Ich feiere gemeinsam mit vielen Sachsen den Pfingst-Gottesdienst. Das Schönste aber für mich ist der Fackelzug zum Mahnmal unserer Toten! Die Dinkelsbühler Blaskapelle spielt "Ich hatt` einen Kameraden", "Ich bete an die Macht der Liebe" - entsprechend feierlich und ernst ist die Stimmung. Wer denkt da nicht an seine Toten. Und über den sinnlosen Tod unserer Soldaten und der Russlanddeportierten sprach Hannes Schuster in ergreifenden, treffenden Worten. Alle Anwesenden waren tief ergriffen.

Das alles ist ein bisschen Heimat. Wie sehr wir sie doch brauchen, (ja, auch gerade jetzt in dieser globalisierten Welt), wenn auch jeder auf eine andere Weise. Wir haben uns vor Jahren verabschiedet. Ob wir aber hier so richtig angekommen sind? Jedenfalls hilft uns Dinkelsbühl ein wenig, den Verlust der Heimat leichter zu ertragen. Vielleicht ist dieser Heimattag ein bisschen Ersatz - zumindest für kurze Zeit.

Wir brauchen wohl diese Feste …nicht als Idylle - Ich wehre mich gegen jede Art von Kitsch - sondern weil Heimat ein Grundbedürfnis ist und ein Menschenrecht und sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die keiner Art von Erklärung bedarf. Mit Heimat verbinden wir Siebenbürgen. Schon beim Klang dieses Namens werden unsere Augen heiß...Nostalgische, ja verklärte Erinnerungen erwachen; aber auch bittere, sogar traumatische Erlebnisse steigen hoch. Dieses unverarbeitete Gebräu in unseren beladenen oder gar überfrachteten Seelen gehört auch dazu.

Aber vergessen wir Ungerechtigkeit, Enttäuschungen und Verluste - hüben wie Drüben. Seien wir dankbar, dass wir solche Begegnungen haben dürfen und freuen wir uns auf Pfingsten 2011.

Renate Kaiser
München

Weitere Bilder vom Trachtenumzug in Dinkelbühl 2010 finden Sie hier.