Ein vorweihnachtliches Erlebnis

Bericht über den Weihnachts-Hilfstransport von 45.000 Weihnachtspäckchen für hilfsbedürftige Kinder in Rumänien

Vor wenigen Tagen kehrte ich von einem Hilfstransport aus Rumänien, reicher als zuvor, wohlbehalten zurück.

Ich war einer von 66 freiwilligen Helfern und 30 Fahrern, die ca. 45.000 Weihnachtspäckchen zur Verteilung brachten. Die Päckchen wurden in ganz Deutschland von Kindern in Schulen und Kindergärten mit persönlichen Geschenken gepackt. Sie wurden an hilfsbedürftige Kinder in Rumänien an verschiedenen  Stützpunkten in Kindergärten, Schulen, Waisenhäusern, Behinderten Heimen, an sozial schwache Familien, Kinderdörfer, und in Zigeuner Ghettos zur Verteilung gebracht.  

Der Konvoi und die Organisation, sowie die Finanzierung des Transportes z.B. Straßen-Maut und Benzin, erfolgte von Round Table Deutschland, in Kooperation mit der Stiftung "Kinderzukunft", "Ladys Circle" und vor Ort mit Unterstützung der Caritas.  

Die 11 Sattelschlepper mit 40" Auflegern, sowie ein 7,5 Tonnen KFZ, 2 Busse und ein Führungsfahrzeug waren von Firmen und privaten Sponsoren kostenlos zur Verfügung gestellt worden. Das Team von knapp 100 Helfern und Fahrern zahlten je 80,-- Euro für Verpflegung während dem Hilfstransport. Es gab Margarine, Brot, Käse, Hartwurst und zum Trinken Kaffee, Tee, Wasser oder Softdrinks.  

Sammelpunkt und Abfahrt des Konvois war Gelnhausen bei Hanau. Past-Landrat Eierkaufer verabschiedete im Beisein eines Fernsehteams den Konvoi, der dann von einer Polizei Eskorte mit Blaulicht zur Autobahnauffahrt begleitet wurde. Die Fahrt bis nach Temeschwar im Banat erfolgte "non-stop", nur mit kurzen Unterbrechungen zum Tanken und Fahrerwechsel.  

Nach Ankunft wurden die 66 Helfer in 5 Gruppen aufgeteilt, die am folgenden Morgen die Weihnachtspäckchen zu den Stützpunkten nach Lugoj, Alba Julia (Karlsburg), Petru Sani, Sfintu Gheorghe (St. Georgien) bei Kronstadt, und der Umgebung von Temeschburg zur Verteilung brachten.  

Die Verteilung, der mit viel Liebe festlich verpackten Geschenke war der Höhepunkt und Zweck dieser weiten Reise für uns alle. Es wurden Kinder bis zum Alter von 15 Jahren in den bereits erwähnten Einrichtungen beschenkt. Es waren rührende und unvergeßlich Erlebnisse, die Freude und strahlenden Augen der Kinder miterleben zu dürfen und beim Auspacken zu helfen. Es war mehr als nur Dank und Lohn für alle Kinder und Erwachsene, die an dieser Hilfsaktion in Deutschland mitgewirkt haben.  

Für mich gab es eine unvergesslich emotionale Überraschung in einem Heim für Behinderte, unweit von St. Georgien. Nach der Bescherung wurden wir in einen weihnachtlich festlich geschmückten Raum gebeten, um dort mit Kaffee und Kuchen sowie weißem Glühwein bewirtet zu werden. Vor meinem Gedeck stand eine Flasche mit klarem Inhalt. Das handgemalte Etikett mit zwei Pflaumen und dem ungarischen Text: "Szekler Palinka" machten mich neugierig. Befinden wir uns hier im Szekler Gebiet, war meine Frage. Ich erinnerte mich, daß mein Kindermädchen "Ilonka" eine Szeklerin war und aus Harom Szek stammte. Ist die Ortschaft "Harom Szek" in der Nähe, war meine zweite Frage. Nein, war die Antwort "Sie befinden sich in Harom Szek". Nun stand ich hier mit 83 Jahren, in der letzten Phase eines bewegten Lebens, und wurde plötzlich in meine frühe Kindheit katapultiert. Ilonka, die mich ab meinem 2. Lebensjahr betreute und nur der ungarischen Sprache mächtig war, zog mich groß. Von ihr lernte ich das Notwendigste von dieser seltenen Sprache, die nur mit Finnisch und Estisch verwandt ist. Überwältigt stand ich hier und befand mich sehr nahe am Wasser.  

Am späten Nachmittag war noch Zeit, um mit einem Taxi nach Kronstadt zu fahren und das Grab meiner Mutter zu besuchen. Die Zeit am Abend reichte noch, um mich mit dem Stadtpfarrer von Kronstadt, und Dekan vom Burzenland, meinem Großvetter Christian Plajer, zu treffen. Auf dem Marktplatz vor dem alten Rathaus war ein übergroßer bunt geschmückter Weihnachtsbaum installiert. Auf einer Tribüne sang ein Schülerchor deutsche Adventslieder. Ebenfalls ein bewegender Augenblick. Auf der Rueckfahrt nach Temeschburg hielt der Bus fuer einige Minuten am Friedhof in Zeiden, wo mein Vater die letzte Ruhe gefunden hat. Hier ruhen unsere Vorfahren in heimatlicher Erde. Den Rest der Christel und Plajer Familie hat die Weltgeschichte in alle Winde zerstreut.

Gesegnete Weihnachten!  

Oswin Christel   (der Jüngste aus meiner Generation)