Dinkelsbühl (III): Eine Geschichte über Fußball und Heimattag

Alle Jahre wieder findet Monate vor dem Heimattag in unserem Haus  – wie wohl in einigen anderen sächsischen Haushalten mit Kindern auch -, die Diskussion darüber statt, ob man nach Dinkelsbühl  fährt oder nicht. Eigentlich ist es in letzter Zeit keine Diskussion mehr, die Frage nach dem Ausflug zum Sachsentreffen hat eher rhetorischen Charakter, denn als Eltern hat man das Bemühen aufgegeben, Überzeugungsarbeit zu leisten für etwas, von dem man einsieht, dass es die Jugend nicht unbedingt zu Hurra-Stürmen hinreißt: Blasmusik, Trachten, Umzug. Also - um es Neudeutsch zu formulieren - musste das Marketing, der Verkauf dieser Veranstaltung, radikal verändert werden. „Jungs, wir fahren Pfingsten zu einem Fußballturnier nach Dinkelsbühl“, lautete die diesjährige Botschaft. „Jaaaaa“, war die begeisterte Antwort. Ich kündigte etwas an, von dem ich noch keine Ahnung hatte, ob es klappt, war aber zumindest stolz darauf, dass ich ein Argument gefunden hatte, um die Kinder (na ja, sie sind 16 und 19 Jahre alt) nach Dinkelsbühl zu locken. Die Überlegung war einfach: Wenn es sonst nicht funktioniert mit dem Besuch des Heimattages, stellen wir einfach eine Fußballmannschaft zusammen. Das mit dem „einfach“ gestaltete sich dann doch etwas schwieriger, aber nach Telefonaten, Mundpropaganda, Aufruf auf der Homepage („Zeidner, bringt die Fußballschuhe nach Dinkelsbühl mit“) präsentierte sich dann doch zum Turnierbeginn am Pfingstsamstag um halb neun eine komplette Fußballmannschaft – die„Schwarzburg Kickers“. Mit dem Namen verbinden die Zeidner sowohl die Schwarzburg des Deutschen Ritterordens als auch den  beliebtesten Treffpunkt einiger männlicher Bürger. Die Sportler, vor allem Fußballer und Handballer kehrten nach getaner „Arbeit“ oft dort ein. 

Die Mannschaft war zusammengewürfelt aus Zeidnern, angeheirateten Zeidnern und Freunden der Angeheirateten. Und vom Alter her deckte man die gesamte Bandbreite zwischen 16 und 50 Jahren ab. Da wir das erste Mal zusammenspielten, konnte das Motto nur lauten: Aus einer gesicherten Abwehr nach vorne spielen, und wenn es zu einem Sonntagsschuss mit Torerfolg kommt, umso besser.

In den ersten Spielen klappte das auch sehr gut – zumindest das mit der Abwehr. Und wenn diese dann mal unkonzentriert wirkte und sich ausspielen ließ, hielt Torwart Johannes (Königes). Er war der sichere Rückhalt und hielt auch einige sogenannte Unhaltbare, wenn zum Beispiel der Gegner allein aufs Tor zulief und er die richtige Ecke antizipierte. So erreichte man in den ersten drei Spielen zwei torlose Unentschieden gegen Eckental Büg und die Karpaten Kickers von Gierelsau. Gegen die Speedies aus Augsburg hätte es auch fast geklappt, aber kurz vor Schluss hatten sie das Glück dieses unhaltbaren Sonntagsschusses und gewannen 1 zu 0.  Auf jeden Fall lief es von Spiel zu Spiel besser, und es gab auch die ersten Torchancen. Im letzten Spiel gegen Bekokten allerdings war die Luft dann doch ziemlich raus und entsprechend hoch fiel mit 6 zu 0 die Niederlage aus.

Insgesamt beteiligten sich 19 Mannschaften am Turnier. Die Stimmung in der Mannschaft war heiter und entspannt, und man möchte nächstes Jahr wieder antreten. Bis dahin soll noch der eine oder andere Zeidner Jugendliche angeworben werden – Friedrichroda steht vor der Tür -, denn die Mannschaft hatte nur einen Auswechselspieler – und das ist zu wenig.

Positiver Nebeneffekt – und der lässt sich nicht hoch genug einschätzen  - war, dass am nächsten Tag die Hälfte der Mannschaft beim Aufmarsch dabei war. Adrian Königes und Thorsten Kraus (mit seiner Schwester Harriet) halfen in der Böblinger Blaskappelle aus. Torwart Johannes trug begeistert das „Zeiden“-Schild, was vorher undenkbar gewesen wäre.  Andy, Ehemann von Harriet Nierescher, zog ebenfalls ein sächsisches Hemd an und marschierte mit seiner Frau mit, die die Tracht von ihrer Großmutter (Tilly Neudörfer) erhielt. Der Schüler Christoph Schneider, dessen Großmutter eine Zeidnerin ist,  meldete sich über die Homepage zum Fußballspiel an, und es war für ihn selbstverständlich, dass er sich Sonntagmorgen in der Zeidner Gruppe zum Aufmarsch präsentierte.

Das Schöne an diesem Dinkelsbühler Treffen ist aber auch, dass man auf Schritt und Tritt Zeidner trifft – sowohl Besucher, aber auch solche, die sich bei verschiedenen kulturellen Aktivitäten engagieren. Angefangen bei denen, die im Umzug in den verschiedenen Kreisgruppen mitmarschierten. Oder: 
Wer zum Beispiel die Verkaufsausstellung des Heimatwerkes besuchte, traf dort eine dynamische, heitere und gutgelaunte Edith Foith, die sich seit vielen, vielen Jahren auf der Drabenderhöhe um den Erhalt der sächsischen Tracht verdient gemacht hat. Oder Helmuth (Helle) Wenzel stellte sich als Model zur Verfügung, als in einem Brauchtumsvortrag die Bedeutung der verschiedenen Trachten erläutert wurde, Axel Wenzel und Gert Liess waren als Fotografen unterwegs, Netti Königes sang beim Festakt und im Gottesdienst in der Siebenbürgischen Kantorei mit. Am meisten beschäftigt waren indes Christine Göltsch (Tochter von Liane Gross) und Rainer Lehni, die sich als Jungendvertreter um die Organisation des Heimattages kümmerten.

Fazit: Das Undenkbare ist passiert, unsere Jungs  haben sich in diese großartige Atmosphäre des Trachtenaufmarsches und des Fackelzuges zur Gedenkstätte hineinziehen lassen, sie waren von diesen feierlichen Zeremonien schwer beeindruckt. Nächstes Jahr ist schon gebucht.

In der Zeidner Mannschaft spielten: Marius und Alex Diamantstein, Uwe Christel, Andy Pielok (Ehemann von Harriet, geb. Nierescher), Christoph Schneider, Thorsten Kraus, Andy Spiegler (Freund von Harriet Kraus) und seine beiden Studienfreunde Christian und Alex sowie Adrian, Johannes und Hans Königes.

Hans Königes